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26. Gemeinschaftstagung Tierärzte und Landwirte: Zukunftssorgen und enge Zusammenarbeit

Rund 150 Landwirte und Tierärzte trafen sich am 13. November auf der Messe Erfurt zur traditionellen Gemeinschaftstagung, um sich über aktuelle Fragen der Nutztierhaltung und der Veterinärmedizin auszutauschen. Das Treffen fand vor dem Hintergrund weiter sinkender Nutztierbestände in Thüringen aber auch in Deutschland statt. Zukunftssorgen plagen aber nicht nur die nutztierhaltenden Landwirtinnen und Landwirte, sondern auch die Veterinäre, die es vielfach mit fehlendem Nachwuchs zu kämpfen haben.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Tierärzten und Landwirten ist vor diesem schwierigen Hintergrund von hoher Bedeutung. Sie spielt nicht nur bei der routinemäßigen Untersuchung der Nutztiere eine wichtige Rolle, sondern ist auch bei der Bewältigung von Notfallsituationen, wie z. B. bei Stallbränden, entscheidend.

Dr. Lothar Hoffmann, Präsident der Landestierärztekammer Thüringen, begrüßte alle Teilnehmenden und hob hervor, dass Veranstaltungen wie diese erforderlich sind, um den Dialog aber auch das Verständnis gegenüber anderen Positionen zu fördern. Im Zuge des sich immer weiter beschleunigenden Strukturwandels ist es wichtig, dass alle aktiv an einer Lösung mitarbeiten, so Hoffmann.

Eine Landwirtschaft ohne Nutztierhaltung sei auch aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes fatal, so Prof. Dr. Wilhelm Windisch aus der TU München, im ersten Fachvortrag des Tages. Für ein Kilo pflanzlicher Nahrung werden, so die Analyse, vier Kilo nicht-essbarer Biomasse erzeugt. Die Verfütterung dieser Biomasse an Nutztiere biete eine hervorragende Möglichkeit, diese nicht-essbare Biomasse in menschliche Nahrung umzuwandeln. Dadurch sei es möglich, so Windisch, 50 Prozent mehr Nahrung aus derselben Nutzfläche zu produzieren. Ein Ende der Nutztierhaltung, d.h. eine rein vegane Landwirtschaft, benötige daher mehr Ackerland und mehr Wasser, um die gleiche Menge an Nahrung zu produzieren. Vegane Produkte, so das Resümee des Wissenschaftlers, werden erst durch Nutztiere umwelt- und klimafreundlich.

Roger Fechler, Deutscher Bauerverband, versuchte in seinem Vortrag die Lage in der Schweinhaltung in den Fokus zu nehmen. Er betonte, dass der flächendeckende Umbau der Tierhaltung für alle Betriebe möglich sei, wenn entsprechende Fördermittel zur Verfügung stehen würden. Die bereitgestellte eine Milliarde Euro für vier Jahre sei aus seiner Sicht aber unzureichend.

Dr. Florian Diel aus der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf hob in seinem Vortrag die Bedeutung der koordinierten Zusammenarbeit bei Stallbränden hervor. Er betonte die Wichtigkeit der Effizienz der Brandlöschung sowie der Verhinderung der weiteren Brandausbreitung. Dabei stehe der Schutz von Personen vor Ort an erster Stelle, jedoch werde auch die Rettung von Nutztieren immer bedeutender. Er rief die Betriebe auf, sich mit dem Thema zu beschäftigen und eigene Pläne für den Brandfall zu entwickeln.

Praktische Maßnahmen, die auf den Betrieben umgesetzt werden könnten, wurden am Beispiel von Rinderställen vorgestellt. Dazu gehörten die Vorbereitung von Stallausgängen, um Verletzungsrisiken zu minimieren, sowie Überlegungen zur Selbstrettung der Tiere. Z.B. wurde die Idee von zwei Ausgängen pro Tiergruppe oder einer freien Austriebsfläche diskutiert. Aufgrund der schlechten Sehschärfe der Rinder wurde u.a. auch darauf hingewiesen, insbesondere bei nächtlichen Bränden bei der Evakuierung die Austriebsflächen entsprechend auszuleuchten.

Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich verschiedenen Fragestellungen rund um die Tiergesundheit. Diskutiert wurde u.a. MastiSelect, ein IT-gestütztes Verfahren für die Entwicklung einer tierindividuellen Handlungsempfehlung für das selektive Trockenstellen von Milchkühen, der Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes sowie der Verbesserung der Tiergesundheit und des Wohls der Tiere.

Der Präsident des Thüringer Bauernverbandes Dr. Klaus Wagner schloss die Veranstaltung mit einem Appell zur Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Veterinärmedizin und Feuerwehr. Er berichtete hierbei über eigene Begehungen auf seinem Milchviehbetrieb mit der freiwilligen Feuerwehr, um die örtlichen Gegebenheiten zu besprechen und Kontakte auszutauschen. Die Anwesenheit vieler junger Gesichter im Publikum, so Wagner, sei ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft der Tierhaltung in Thüringen. Der Schlüssel zum Erfolg sei die kooperative Zusammenarbeit, die Präsentation eines positiven öffentlichen Bildes und die gemeinsame Bewältigung der gesetzlichen Herausforderungen.

Die 26. Gemeinschaftstagung von Tierärzten und Landwirten wurde von der Landestierärztekammer Thüringen, der Thüringer Tierseuchenkasse und dem Thüringer Bauernverbandes organisiert.

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