Themenschwerpunkt:
TBV-Petition erfolgreich 3
Blauzungenkrankheit 7
Auszeichnungen 8
Neustart auf dem Erdbeerfeld 12
von Michael König, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Thüringer Bauernverbandes
Landtagswahl am 1. September rückt näher. Nach den aktuellen Wahlumfragen wird die bisherige rot-rot-grüne Regierungskoalition keinen Fortbestand haben. Zudem verlieren die etablierten Parteien weiter an Boden, während sich neue politische Kräfte formieren. Uns präsentiert sich eine dynamische, spannende und zugleich heraus-fordernde politische Landschaft mit neuen Mehrheiten und möglichen, nie dagewesenen Koalitionen. Aber was sind die Gründe dafür? Liegt es an den Politikern selbst, die Sympathieträger oder Reibungspunkt sind? Liegt es an den Wahlprogrammen? Man kann sich als Wähler informieren, wenn man will. Es gibt den Wahl-O-Mat, den mdr-Kandidatencheck oder die Wahlprogramme. All das habe ich mir angeschaut und muss gerade bei den Wahlprogrammen der Parteien sagen, dass diese unterschiedliche Visionen für die Landwirtschaft, den ländlichen Raum und erneuerbare Energien haben. Während die CDU auf Wettbewerb und Digitalisierung setzt, fordert das BSW eine stärkere Unterstützung viehhaltender Betriebe und Entbürokratisierung. Die SPD betont ökologische Maßnahmen und den Schutz von Natur und Klima, während die Linke regionale Wertschöpfung und nachhaltige Agrarpolitik voranbringen will. Die AfD hingegen will die Regulierung der Landwirtschaft abbauen und setzt auf traditionelle Strukturen.
Wenn man die Wahl hat, ist es oft schwer sich zu entscheiden. Die unterschiedlichen Mehrheitsverhältnisse, und dass schon vor der Wahl von einigen Parteien Koalitionen ausgeschlossen werden, macht es da nicht leichter. Man sollte als Wähler aber auf keinen Fall den Fehler machen, ohne einen Blick in die Programme und auf die Kandidaten zu entscheiden. Einfach nur dagegen sein, einfach nur für mögliche Koalitionspartner stimmen oder nicht zu wählen, weil man mit der so genannten Politikverdrossenheit kämpft, ist ebenso falsch.
Fest steht: Um die zukünftige Politik in Thüringen mitzugestalten, insbesondere für den ländlichen Raum und die Landwirtschaft, muss man wählen gehen. In unserem vom ländlichen Raum geprägten Freistaat, wo die Landwirtschaft das Herzstück unserer Gemeinschaft und unserer Wirtschaft bildet, kommt es auf jede einzelne Stimme an. Denn nur wenn wir wählen gehen, können wir mitbestimmen, wie Thüringen in den nächsten Jahren gestaltet wird. Ob es um den Erhalt unserer landwirtschaftlichen Betriebe, die Förderung regionaler Wertschöpfungsketten, den Ausbau der Infrastruktur oder die Stärkung unserer Dorfgemeinschaften geht – all das hängt von den Entscheidungen ab, die im Landtag, in den Ministerien und in der Staatskanzlei getroffen werden.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass der ländliche Raum in Thüringen auch in Zukunft lebendig und lebenswert bleibt. Gehen Sie zur Wahl, nutzen Sie Ihre Stimme – für die Landwirtschaft und Thüringens ländlichen Raum!
Ihre Stimme zählt – nutzen Sie sie!
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Themenschwerpunkt:
Geschafft: Tierkörperbeseitigungskosten 3
Agri-PV 6
Afrikanische Schweinepest 7
Flurfahrten 9
von Toralf Müller, Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes
Viele reden vom menschengemachten Klimawandel und sehen die Lösung des Problems im Ausstieg aus den fossilen Energieträgern, mit dem Ziel, bis 2045 den Energiebedarf zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien zu decken. Leider setzen dabei die sogenannten Experten komischerweise nur auf Sonne und Wind. Dazu wurden in den vergangenen Wochen und Monaten die Ausbauziele neu defi niert, sowohl für den Ausbau der Windenergie, als auch für die Photovoltaik sollen jeweils mindestens zwei Prozent der Landesfl äche als Ausbauflächen ausgewiesen werden. Bei all diesen Plänen spielt für die Politik in Berlin dieBioenergie keine Rolle. Dabei kann gerade Bioenergie das, was Wind und Sonne nicht können, grundlastfähig und steuerbar Energie erzeugen sowie Energie auch speichern. Und ganz nebenbei kann auch erneuerbare Wärme bereitgestellt werden. Vom Netzausbau will ich erst gar nicht reden. Der hinkt ganz gewaltig hinterher. Ein teilweise total überlastetes Verteilnetz lässt im Moment kaum neue Projekte zu. Der Ausbau wird sich nicht nur aufgrund enormer Kosten sowie des Materialbedarfs und Personalmangels verzögern, auch die momentanen Genehmigungsverfahren und die vielen Bürgerbegehren lassen wenig Optimismus für eine Beschleunigung.
Über manche politische Entscheidung in Berlin kann man einfach nur noch den Kopf schütteln. Deutschland hinkt seinen gesteckten Zielen weit hinterher und ich glaube nicht, dass wir so 2045 100 Prozent erneuerbar sind. Auf Bundesebene fehlt mir bei den Regierungsvertretern der echte Wille, die Energiewende mit Tempo in schnelles Fahrwasser zu bringen. Wir brauchen Stellschrauben, wo auch wir als Landwirte sowohl im Bereich Biogas als auch Photovoltaik eine Perspektive haben. Die Energiewende funktioniert nur im Einklang aller drei Erneuerbaren. Thüringen wählt dieses Jahr im September eine neue Landesregierung. Die Karten werden neu gemischt. Ist das eine Chance? Ich bin der Meinung, dezentrale Energieerzeugung und damit regionale Wertschöpfung ist für unsere Branche die Lösung. Bisher waren die nachwachsenden Rohstoffe und die Erneuerbaren Energien in zwei verschiedenen Ministerien untergebracht. Für uns im Betrieb sind das geschlossene Kreisläufe, die zusammengedacht werden müssen. Ich wünsche mir, und das ist auch die Forderung des Thüringer Bauernverbandes, dass es wieder ein Ministerium für den gesamten landwirtschaftlichen Sektor gibt.
Im Rahmen meiner verbandspolitischen Arbeit werde ich auch weiterhin intensiv das Thema Erneuerbare Energien bei den politisch Verantwortlichen anbringen. Es muss gelingen, dass die Thüringer Biogasanlagen auch zukünftig weiter existieren können, um ihren Beitrag zur Energiewende leisten zu können. Die Erzeugung von Erneuerbaren Energien muss eine Einkommensquelle
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Themenschwerpunkt:
Ergebnisse der Sonder-AMK 3
Arbeitsgruppen Bürokratieabbau 6/7
Fachausschüsse 7/8
Neuer Vorstand 8
von Udo Große, Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes
Mit den Kommunalwahlen sind wir insSuperwahljahr 2024 gestartet und es hat sich wieder einmal gezeigt, Landwirte übernehmen Verantwortung – zahlreich haben Sie sich in Ihren Gemeinden, Städten und Kreisen zur Wahl aufstellen lassen. Sie engagieren sich damit ehrenamtlich, manchmal auch hauptamtlich, übernehmen Verantwortung für sich und ihre Familien, für ihre Höfe, für ihre Orte und Ortschaften in denen sie leben, für die Menschen,
die dort zu Hause sind. Landwirte wollen mit am Tisch sitzen, wenn Entscheidungen getroffen werden, wollen gestalten und verändern. Sie wollen ihre Ideen und Visionen einbringen. Unsere Gesellschaft musste in den vergangenen Jahren einiges aushalten und muss es weiter lernen damit umzugehen: Die Pandemie, Kriege, die damit einhergehende Infl ation, politische Gemengelagen. Unsere so genannte Wohlstandgesellschaft ist ins Straucheln geraten. Dass hat auch neuen politischen Parteien und Fraktionen die Gelegenheit gegeben sich zu gründen. Der Wähler hat nun noch mehr Optionen – zwischen klassisch rechts, links, Mitte, liberal, konservativ gibt’s im Superwahljahr 2024 vielmehr. Dass macht es dem Wähler manchmal nicht leichter, seine Entscheidung an der Urne zu treffen.
Bei der Wahl zum neuen Kreistag des Saale-Holzland-Kreises bin ich selbst mit Berufskollegen mit eigener Fraktion zur Wahl angetreten. Über die Liste „Bauernverband“ haben wir es zur zurückliegenden Kommunalwahl geschafft, von vier auf fünf Sitze im Kreistag zu erhöhen. Ein tolles Ergebnis, dass uns darin bestärkt, dass sich die Landwirtinnen und Landwirte an politischer Arbeit beteiligen sollten, wo es geht. Seit der Gründung des Saale-Holzland-Kreises sind wir Landwirte im Kreistag kontinuierlich mit einer eigenen Fraktion vertreten – seit 1994 schenken uns die Wähler das vertrauen. Einige von ihnen wählen uns, so wurde mir gesagt, weil wir Landwirte für Kontinuität, Stärke, Robustheit und Zuverlässigkeit stehen. In unruhigen Zeiten, nicht die schlechtesten Eigenschaften, die uns zugesprochen werden.
Dieses Grundvertrauen, dass bei den Wählern uns Landwirtinnen und Landwirten gegenüber da ist, sollten wir nutzen. Viele von uns engagieren sich bereits politisch, übernehmen Verantwortung und dass ist lobenswert, aber es können auch gern mehr werden. Den Schritt in die Politik sollte man wagen – ob in den Gemeinde-, Stadträten, Kreis- oder im Landtag – mitreden und sich einbringen ist besser, als anderen die Entscheidung zu überlassen und dann zu schimpfen.
In diesem Sinne danke ich allen, die sich zur Wahl aufstellen lassen haben oder das noch vorhaben und wünsche allen, die gewählt worden sind, eine erfolgreiche Legislatur – der Berufsstand erkennt Ihr Engagement hoch an.
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Die Europäische Kommission (EU-Kommission) führt turnusmäßig eine jährliche Onlineumfrage zur Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen zu unlauteren Handelspraktiken in den Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen in der Agrar- und Lebensmittelversorgungskette durch. Mit dem „Fragebogen an Lieferanten in der Agrar- und Lebensmittelversorgungskette zu unlauteren Handelspraktiken“ hat die EU- Kommission nun die dritte Erhebung gestartet. Hiermit sollen bei den landwirtschaftlichen Unternehmen insbesondere das Bewusstsein für unlautere Handelspraktiken und Erfahrungen dazu abgefragt werden. Die aus der Umfrage erzielten Ergebnisse werden zur Überwachung und Bewertung der Wirksamkeit der Richtlinie EU 2019/633 zur Bekämpfung unlauterer Handelspraktiken in der Lebensmittellieferkette verwendet.
Die Teilnahme an der Umfrage ist bis zum 15. März 2023 möglich. Wir möchten Sie hiermit ermutigen, an dieser Onlineumfrage mitzuwirken und die entsprechenden Fragen aus einzelbetrieblicher Sicht zu beantworten. Zu der Umfrage kommen Sie hier. Die deutsche Sprache lässt sich rechts oben einstellen und der ausgefüllte Fragebogen kann direkt auf der Internetseite abgeschickt werden.
Am 21. November wurde der überarbeitete deutsche GAP-Strategieplan 2023-2027 per Durchführungsbeschluss von der EU-Kommission genehmigt. Bis dato sind 20 der insgesamt 28 GAP-Strategiepläne aus 27 Mitgliedstaaten von der EU-Kommission genehmigt worden (Belgien mit zwei GAP-Strategieplänen). Genehmigt sind: Frankreich, Portugal, Polen, Dänemark, Estland, Spanien, Finnland, Kroatien, Ungarn, Irland, Lettland, Luxemburg, Österreich, Slowenien, Schweden und zuletzt im Laufe dieser Woche Griechenland, Litauen, Deutschland, Tschechien und Slowakei. Bis Ende des Jahres sollen die verbleibenden 8 GAP-Strategiepläne genehmigt werden.
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Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) informiert in einem Schreiben über die Umsetzung der verlängerten Übergangsfrist für die Zertifizierung bis 31.Dezember 2022. Demnach behalten bereits ausgestellte Plausibilitätsbescheinigungen für die Eigenerklärung
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Der Beginn der Süßkirschenernte bewegt sich im langjährigen Mittel, die Ertragsaussichten entsprechen den Planungen der Obstbauern, der Zuckergehalt der ersten Früchte und somit der Geschmack liegen sogar darüber.
Die Erntemengen werden auf 1.300 t geschätzt. Damit gehört die Fahner Höhe weiterhin zu den bedeutendsten Anbaugebieten in Deutschland.
Der größte Teil der Ernte gelangt über die großen Handelsketten zu den Verbraucherinnen und Verbauchern, aber auch über die Thüringer Wochenmärkte und die Hofläden in Gierstädt und Döllstädt.
Großen Zuspruch haben natürlich die Kirschselbstpflücken. Start ist mit Beginn der Haupterntezeit am 16. Juni in Gierstädt und Döllstädt. In Erfurt Tiefthal startet die Selbstpflücke am Samstag 2. Juli und So 3. Juli.
Die Ersten sind die dunkelroten Burlat und Bellise sowie die schwarze Merchant - acht weitere Sorten folgen. Auf 156 ha sind 41 Sorten, darunter einige Neue, auf 103927 Bäumen im Anbau. Traditionell erfolgt die Ernte durch Saisonarbeitskräfte aus Polen, Rumänien und der Ukraine.
Mehr Informationen unter www.fahnerobst.de.
Photovoltaikausbau 4/5
Mobilstallhaltung 6/7
Seafood Star geht nach Thüringen 8
8. Oßmannstedter Gespräche 12
Kommentar von Toralf Müller, Vorsitzender des Fachausschusses Erneuerbare Energien im TBV
Aktuell bin ich mehr Energiewirt als Landwirt. Ich führe ein Unternehmen mit Biogasanlagen, Photovoltaikanlagen auf dem Dach und denke über Agri-Photovoltaik auf dem Grünland nach. Nebenbei gebe ich Interviews zu den Herausforderungen der erneuerbaren Energien. Für die eigentliche landwirtschaftliche Produktion bleibt da im Moment nicht mehr viel Zeit – ist das die Zukunft? Werden wir in 30 Jahren einfach nur die Landschaft pflegen, daneben Energie in Form von Biogas, Agroforst oder aber Photovoltaik produzieren, unsere eigenen Windräder betreiben? Und die Lebensmittelproduktion spielt dann nur noch eine untergeordnete Rolle? Ein komisches Bild, denn eigentlich habe ich doch Landwirt gelernt.
Eines steht fest: Unter der aktuellen Situation mit Blick auf den Krieg in der Ukraine bekommt der bereits bestehende politische Wille nach Versorgungssicherheit bei Energie eine noch größere Bedeutung. Egal ob nun bezogen auf Deutschland oder Thüringen: Es gibt eine enorme Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffen für die Energiegewinnung. Die Energiepreise waren bereits vor der aktuellen Krise deutlich gestiegen und erreichen nun schwindelerregende Höhen, die volkswirtschaftlich einen gewaltigen Schaden anrichten dürften. Die Strom- und Kraftstoffpreise erreichen Dimensionen, die auch für unsere Betriebe wirtschaftlich nicht mehr darstellbar sind. Es müssen und es werden neue Wege gefunden werden müssen. Ein erster Wegbereiter um den Prozess zu begleiten, ist das Oster- und das Sommerpaket für die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Es soll den Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen erleichtern. Aber auch die Bioenergie muss nicht nur als Bestandteil der Energiewende erhalten bleiben, sondern, im Angesicht der vor uns stehenden Herausforderungen, ausgebaut werden. Mit dem politischen Willen des beschleunigten Ausbaus der erneuerbaren Energien und den angekündigten exorbitanten Fördersummen werden die Begehrlichkeiten nach landwirtschaftlichen Flächen schnell zunehmen. Der Druck auf die Fläche durch kapitalintensive Investoren, welche teilweise mit unseriösen Angeboten Verpächter nötigen, ihre Pachtverträge zu lösen, wird sich deutlich erhöhen. Mag sein, dass es für die Flächeneigentümerinnen und -eigentümer erstmal ein lukratives Angebot ist und man damit den Führerschein der Enkelin finanziert. Aber welche Folgen hat es für das Gesamtbild?
Sollte gerade angesichts der Folgen des Ukranine-Krieges und der europäischen Sanktionspolitik nicht nach Lösungen gesucht werden, wo mehrere Ziele, wie regionale Lebensmittelerzeugung und -sicherheit, weitestgehende Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen aus dem Ausland und bürgerliche und zugleich touristische) Akzeptanz vor Ort, zusammen gedacht werden? Ich denke: in jedem Fall!
Wir in Thüringen und Deutschland betreiben landwirtschaftliche Produktion in einer von der Natur gegebenen Gunstregion. Daher muss die Lebensmittelproduktion hier immer im Vordergrund stehen. Energieproduktion als zweites Standbein ist eine willkommene Einkommensalternative. Wir Landwirtinnen und Landwirte aus Thüringen können beides. Allianzen, wie unsere Zusammenarbeit mit der Thüringer Bürgerenergie und der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur, können dazu führen, gesamtheitliche Lösungen mit kooperativen regionalen Ansätzen zu schaffen.
In meiner Brust schlagen zwei Herzen, eines für die Landwirtschaft und eines für Energieproduktion. Klar ist, dass die aktuelle weltpolitische Lage die Abwägung zwischen Ernährungs- und Energiesicherung zu einer schwierigen politischen Frage macht. Fakt ist aber: Nur mit Strom allein bekommen wir niemanden satt.
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Agrarkongress 2022 3
Afrikanische Schweinepest 6/7
Förderstrukturen ab 2023 8
Neue Homepage der Landsenioren 12
Kommentar von Steffen Steinbrück, Vorsitzender des Fachausschusses Pflanzenbau und Umwelt
Die mit quasireligiösem Eifer geführte öffentliche Diskussion über den landwirtschaftlichen Pflanzenschutz hat viel mit der aktuellen gesellschaftlichen Sicht auf die Landwirtschaft einerseits und auf Klimaschutz, Natur- und Umweltschutz andererseits zu tun. Häufig wird hierbei die moderne Landwirtschaft grundsätzlich in Frage gestellt, der Sinn und Zweck landwirtschaftlichen Pflanzenschutzes aber verkannt.
Moderner Pflanzenschutz dient vor allem dem Schutz der Kulturpflanzen vor Schädlingen und Krankheiten sowie vor zu großer Konkurrenz um Sonnenlicht und Nährstoffe durch andere Mitbewohner auf dem Feld. Wer auf seinen Flächen ein Problem mit z.B. Ackerfuchsschwanz, Trespe oder Windenknöterich hat, weiß, wovon ich spreche. Und weil es dabei primär um den Schutz unserer Kulturpflanzen geht, trägt diese wichtige Arbeit auch den Namen „(integrierter) Pflanzenschutz“ und nicht „Gift spritzen“ oder „Pestizideinsatz“, zumal es beim Pflanzenschutz um weit mehr geht, als um mehr oder weniger viel Chemie auf dem Acker oder Grünland. Und es geht dabei auch nicht um die Abgrenzung von Ökolandbau und konventioneller Landwirtschaft. Auch der Biobetrieb braucht Pflanzenschutz – fragen Sie bei Gelegenheit mal den Biobauern Ihres Vertrauens, wie viel Aufwand er betreiben muss, um seine Ernte vor Krankheiten und der natürlichen Konkurrenz durch andere Pflanzen oder Tiere auf dem Feld zu schützen. Dem Ackerwildkraut ist es im Übrigen vermutlich ziemlich egal, ob es durch den Einsatz eines sorgfältig ausgewählten Herbizids oder durch Hacke und Pflug als Konkurrent der Nutzpflanze weichen muss. Rüben hacken mit der Hand ist also nicht automatisch ökologischer als verantwortungsvoll und mit guter fachlicher Praxis durchgeführter chemischer Pflanzenschutz. Es macht aber viel mehr Arbeit und ist dabei weniger effektiv. Die älteren Bäuerinnen und Bauern unter uns wissen das aus eigenem Erleben.
Im kompromisslosen Ringen um Klimaschutz, Naturschutz und Artenvielfalt droht der ursprüngliche Sinn und Zweck der Landwirtschaft – die Ernährungssicherung – unter die Räder zu geraten. Blühstreifen, Feldhamsterparzellen, Altgras- und Gewässerrandstreifen und auch Radwege scheinen inzwischen für unsere Gesellschaft wichtiger zu sein als die Erzeugung von hochwertigen Nahrungs- und Futtermitteln. Weizen, Gerste, Raps, Zuckerrüben und Mais werden eher geduldet als gefordert, Ökolandbau scheint die einzige überhaupt noch bedingt genehme Form der (Acker-)Landbewirtschaftung zu sein. Diese Entwicklung ist weder für uns Bäuerinnen und Bauern noch für uns als Gesellschaft langfristig tragbar. Die bereits getroffenen Einschränkungen zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie deren angedachte weitere Verschärfung sind nur ein weiterer Ausdruck für das Desinteresse der aktuell politisch Agierenden an einer wirtschaftlich erfolgreich agierenden Landwirtschaft und deren Produkte für unsere Ernährung.
Ziel muss es doch sein, den bestmöglichen Kompromiss aus erforderlichem Schutz der Kulturpflanzen einerseits und dem Umwelt- und Naturschutz andererseits zu finden. Und dabei geht es nicht nur um Wirkstoffe und Aufwandmengen beim chemischen Pflanzenschutz, sondern um wirtschaftlich vernünftige und ökologisch verträgliche Landbewirtschaftungskonzepte. Dies schließt eine optimale Anbauplanung und die Nutzung züchterischen Fortschritts ebenso ein wie mechanische, chemische und biologische Maßnahmen.
Das Thema Pflanzenschutz ist also sehr komplex – allein das erschwert heute im Zeitalter der simplen Zusammenhänge und der einfachen Lösungen schon eine sachliche und zielorientierte Diskussion und Lösungsfindung. Genau genommen scheitern wir derzeit in der Diskussion mit den politisch Verantwortlichen schon an der Definition gemeinsamer Ziele, wenn diese sich gegenseitig zumindest teilweise ausschließen. Aber gut essen wollen wir am Ende alle, auch nach einem langen Tag voll des Kampfes für das Klima und die Umwelt!
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Agrarpolitik ab 2023 3
Lagebericht Schafhaltung in Thüringen 8
Projekt Erfurter Radring 9
NeuLand: Trüffelanbau 10
von Dr. Klaus Wagner, Präsident des Thüringer Bauernverbandes
In Berlin geht über der Ampel die Sonne auf und im Morgengrauen zeichnen sich die ersten Konturen der Landwirtschaftspolitik der neuen Bundesregierung ab. Auffällig ist dabei bisher die Diskrepanz zwischen Ankündigung und Umsetzung, zwischen
Wollen und klaren Zielen, zwischen erhöhten Anforderungen und ausreichender Finanzierung.
So hatte sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zum Jahreswechsel zu Ramschpreisen für Lebensmittel geäußert. Ein Thema, bei dem man schnell öffentlich Applaus bekommt, das aber aufgrund der Marktgesetzlichkeiten schwer zu lösen ist. Auch die Forderung nach mehr Tierwohl, eine artgerechte Tierhaltung, hat er öffentlich als Ziel ausgegeben. Zur Frage der Finanzierung hörte man hier wenig, der Koalitionsvertrag verweist auf marktgetragene Lösungen. Mit der Initiative Tierwohl, QM plus und auch in der Zentralen Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) bestehen diesbezüglich bereits Instrumente. Haben diese eine Zukunft? Werden diese mit ihrer bereits aufgebauten Infrastruktur weiter oder abgewickelt?
Grundsätzlich ist zu fragen, ob das Ziel ein Mehr an Tierwohl zu erreichen überhaupt ernst gemeint ist oder ob man es nur ins wahlpolitische Schaufenster gestellt hat? Wer wirklich ein Mehr an Tierwohl will, muss es auch ermöglichen. Allein striktere ordnungsrechtliche Vorgaben in der Bundesrepublik führen schlussendlich nur dann zu mehr Tierwohl, wenn die Tiere auch in der Bundesrepublik gehalten werden. Wir als Bauernverband werden unsererseits entschieden dafür kämpfen, dass der Weg für alle Landwirtinnen und Landwirte gangbar sein wird, dass alle eine Chance auf die Zukunft haben.
Bundeswirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck tritt wiederum mit einem Sofortprogramm für Klimaschutz an, das einen massiven Ausbau von Windkraft und Photovoltaikanlagen innerhalb der nächsten acht Jahre vorsieht. Erste Auswirkungen erreichen uns im Briefkasten in Form von Nachfragen nach Pacht und oder Kauf von Flächen und Betrieben. Dabei werden Preise geboten, die wir mit Ackerbau und Viehzucht, mit der Erzeugung von Lebensmitteln, nicht erwirtschaften können. Dennoch dürfen wir uns das Geschäft mit den erneuerbaren Energien nicht entgehen lassen. Die Genehmigung, der Bau und Betrieb einer Photovoltaik-Freiflächenanlage können nicht anspruchsvoller sein, als die einer BImSchG-Tierhaltungsanlage und damit haben wir einige Erfahrung.
hrerseits mehr Schutzgebiete und eine Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. Unterstellt man plus 20 Prozent der Fläche für ökologische Landwirtschaft, 7 Prozent für nichtproduktive Flächen (GAP Konditionalität und Eco Schemes), 15 Prozent
Fläche für erneuerbare Energien, plus XX Prozent für neue Schutzgebiete und XX Prozent für Siedlung und Verkehr, scheint eine auf Tonnen basierte Pflanzenschutzmittelreduktion auch einfach erreichbar. Was sich hier agrarpolitisch in Umrissen abzeichnet, bedeutet in jedem Fall höhere Ansprüche an die Arbeit eines jeden einzelnen Landwirts und einer jeden einzelnen Landwirtin. Die Entwicklung wird von uns Offenheit für Veränderungen, neue Ideen und auch den Mut, Neuland zu betreten, erfordern.
Der Thüringer Bauernverband (TBV) will helfen, Wege zu finden, die anstehenden Herausforderungen zu meistern und Ideen für die Zukunft zu entwickeln. Mehr Erfahrungsaustausch und einer Verbesserung des Wissenstransfers kommt hierbei eine entscheidende Bedeutung zu. Dies umfasst die Realisierung von Ideen in Form von Projekten, bei deren Beantragung und Umsetzung der TBV beratend zu Seite stehen kann. Wissenstransfer heißt aber auch die Sicherung der Qualität in der Berufsausbildung, die einzufordern eine Daueraufgabe des Verbandes bleibt.
Wir Landwirtinnen und Landwirte werden uns den neuen Herausforderungen stellen (müssen). Was wir von der Bundesregierung verlangen können, sind klare und verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen sowie eine ausreichende Finanzierung. Geschieht dies nicht, folgt dem Morgengrauen kein Sonnenschein.
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