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September 2020

Nach der Trockenheit ist vor den bürokratischen Hürden

von Dr. Klaus Wagner, Präsident des Thüringer Bauernverbandes

Kommentar: Als im April die Niederschläge gefühlt nahezu ausblieben, hing über uns allen das Damoklesschwert eines dritten Dürrejahres mit schlechten Ernteergebnissen. Zum Glück änderte sich die Lage im Mai und vor allem im Juni. Es fielen vielerorts teils ergiebige Niederschläge. Es waren letztlich diese Niederschläge, die unsere Ernte „gerettet“ haben, die uns mit einem blauen Auge davonkommen ließen und die es uns ermöglichen weiterzumachen. Spätestens jetzt sollte aber auch dem Letzten klar sein, dass wir nicht so weitermachen können wie bisher. Wir müssen uns an die klimatischen Veränderungen anpassen. Weniger Niederschläge und wenn doch, zu anderen Zeiten als gewohnt, milde Winter, mehr Starkregenereignisse und steigende Temperaturen. Auch wenn der Sommer 2020 glücklicherweise nicht so heiß war wie 2019, stehen wir vor immensen Herausforderungen. Auch das durch die Dürre der letzten zwei Jahre entstandene Bodenwasserdefizit besteht weiter und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in absehbarer Zeit nicht ausgeglichen werden können. Wir müssen uns dieser Realität stellen und unsere Betriebe darauf vorbereiten. Als Landwirt zu wirtschaften, bedeutete schon immer mit einer Vielzahl von Risiken und unvorhersehbaren Widrigkeiten umzugehen. Deshalb bin ich optimistisch, dass dies gelingen wird. Es bedarf hierzu allerdings auch der Unterstützung von Seiten der Politik und der Gesellschaft: Wir brauchen eine verstärkte Erforschung trockenresistenter Sorten, auch mit dem kontrollierten Einsatz CRISPR/CAS-Techniken, wir brauchen die Entwicklung von neuen Anbautechniken, wie Strip Till, kurz: Wir müssen die Möglichkeit bekommen, unsere Flächen auch zukünftig nach dem neuesten Stand der Technik zu bewirtschaften, statt den Weg in eine idealisierte Vergangenheit zu gehen, wie von der Grünen politischen Seite propagiert wird. Wir müssen den neusten Stand der Technik nutzen können, auch gerade um unsere Pflanzen, unsere Ernte zu schützen. Dies bedeutet vor allem den Einsatz geeigneter Pflanzenschutzmittel. Hier darf es keine weiteren Nutzungseinschränkungen geben, im Gegenteil: Bei akuter Gefahr, wie dem diesjährigen Feldmausbefall muss es mehr Möglichkeiten geben, diese zu bekämpfen. Da die meisten von der Feldmausplage betroffenen Flächen in Schutzgebieten des Feldhamsters und der Haselmaus liegen, es sich um FFH-Gebiete oder Rastplätze von Zugvögeln handelt, ist derzeit der Einsatz von Rodentiziden, konkret des Pflanzenschutzmittels Ratron, verboten. Die Folge ist, dass ein Großteil der Ernte aufgefressen wurde und eine erfolgreiche Aussaat vielerorts nicht möglich ist. Die Notfallzulassung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat daran nichts geändert, weshalb sie diesen Namen nicht verdient. Den betroffenen Landwirt*innen – auch ich gehöre dazu – bleiben so weiterhin die Hände gebunden. Statt mit der Aussaat die Grundlage für eine erfolgreiche Ernte und damit unser aller Lebensmittelversorgung zu legen, füttern wir derzeit die Feldmäuse. Sollten wir in Zukunft auf technische Innovationen verzichten müssen, uns der Schutz unserer Pflanzen und der Ernte noch weiter erschwert werden, wird unsere Wettbewerbsfähigkeit auf offenen Märkten eingeschränkt und die Versorgung unserer Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln gefährdet werden. Wir Landwirte müssen uns den klimatischen Veränderungen stellen. Damit wir hier erfolgreich sein können, müssen sich aber auch Politik und Gesellschaft entscheiden: Wollen sie qualitativ hochwertige Lebensmittel, mittels kurzer Wege transportiert, vor Ort gehandelt und verarbeitet oder wollen sie zukünftig alles aus dem Ausland importieren? Wenn wir uns entscheiden, den nachhaltigen Weg zu gehen und unsere heimische Landwirtschaft zu erhalten, müssen technische Neuerungen angeschoben und diese auch eingesetzt werden dürfen. Nicht zuletzt müssen Politik und Gesellschaft der Landwirtschaft zugleich auch einen angemessenen Platz in der Wertschöpfungskette zubilligen, denn nur wirtschaftlich starke Unternehmen können diesen Weg in die Zukunft gehen, können die Innovationen in die Fläche und auf die Felder bringen.

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