Themenschwerpunkt:
Weidetierhaltung in Gefahr
Thüringer Bauernverband bekräftigt Forderungen nach aktivem Wolfsmanagement
Inhalt:
10 Jahre IGS 6
Landwirtschaftskonferenz Kyffhäuserkreis 6
Hüteesel 10/ 11
Wahlen beim LuFAGV 13
Wir brauchen endlich ein aktives Wolfsmanagement
von Toralf Hildebrand, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Gotha
Seit Jahren begleiten uns die immer gleichen Bilder: gerissene Lämmer, panische Muttertiere, zerstörte Zäune – und die immer gleiche Reaktion von Politik und Behörden: Verständnis, Bekundungen, Prüfaufträge. Doch was wir brauchen, sind keine Worte mehr. Wir brauchen Taten. Und zwar jetzt. Als Geschäftsführer der Agrargesellschaft Mittleres Nessetal, die rund 450 Hektar Grünland bewirtschaftet und sich auf Mutterschafhaltung und Lämmermast spezialisiert hat, weiß ich, wovon ich spreche. Unsere Schafe beweiden das Land, erhalten die Artenvielfalt und prägen das Gesicht unserer Kulturlandschaft. Doch diese Arbeit wird immer mehr zur Zumutung. Denn mit der Rückkehr des Wolfes ist die tägliche Sorge um unsere Tiere zur bitteren Realität geworden. Im Jahr 2025 wurden in Thüringen bereits über 60 Schadensereignisse gemeldet – mehr als im gesamten Vorjahr. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher liegen. Der Thüringer Bauernverband hat sich klar positioniert und in einem Brief an Umweltminister Tilo Kummer erneut gefordert, den Wolf ins Bundesjagdrecht aufzunehmen, seinen Schutzstatus auf nationaler Ebene zu senken und endlich eine praktikable rechtliche Grundlage zur Entnahme zu schaffen. Auch das EU-Parlament hat mit seiner Entscheidung zur Herabstufung des Schutzstatus in der FFH-Richtlinie ein wichtiges Zeichen gesetzt. Doch wenn nationale Gesetze dem nicht folgen, bleibt alles beim Alten. Es liegt nun an Bund und Ländern, diese Vorhaben zügig und in enger Abstimmung mit den Betroffenen umzusetzen.
Gleichzeitig sind Verbesserungen bei der Rissdokumentation notwendig. Die neue Spalte zum „optimalen Herdenschutz“ in der Schadensbewertung des Kompetenzzentrums Wolf, Biber, Luchs führt in der Praxis zu Irritationen – und kann leicht als pauschale Schuldzuweisung an Tierhalter verstanden werden. Hier braucht es eine differenzierte
Betrachtung und faire Verfahren. Die Weidetierhaltung steht unter massivem Druck – wirtschaftlich, organisatorisch und emotional. Es geht nicht allein um Tiere, es geht um Existenzen. Um Familienbetriebe, die das Rückgrat des ländlichen Raums bilden. Um junge Menschen, die überlegen, ob sie sich diese Zukunft noch antun sollen. Es geht um das Gleichgewicht sowie um tragfähige Lösungen, welche Sicherheit für unsere Tiere schaffen und unseren Betrieben eine Zukunftsperspektive bieten. Ein echtes Wolfsmanagement bedeutet: zählbare Grenzen für Wolfsterritorien, transparente und zügige Entschädigungen bei Rissen, eine Rücknahme des faktischen Totalverbotes jeder Entnahme und vor allem das Recht, Weidetierhaltung auch künftig wirtschaftlich betreiben zu können.
Wir Weidetierhalter sind nicht gegen den Wolf, aber wir sind dagegen, ihn auf Kosten unserer Tiere zu schützen. Es geht nicht um Emotionen, sondern um Verantwortung. Die Koalitionsparteien auf Bundes- und Landesebene müssen jetzt beweisen, dass
sie es ernst meinen mit dem Schutz des ländlichen Raumes. Die Weidetierhaltung ist systemrelevant – ökologisch, kulturell, wirtschaftlich. Wenn sie kippt, kippt weit mehr als nur ein Betriebszweig. Der Wolf braucht Management. Der Wolf muss lernen mit dem Menschen zu leben und nicht anders herum. Und wir brauchen Rechtssicherheit.
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