Ende Oktober 2025 trafen sich in Bonn die Bündler der QS-Systempartner und der Initiative Tierwohl (ITW) um über aktuelle Entwicklungen in der Nutztierhaltung zu diskutieren. Im Fokus standen neue Anforderungen im QS-System, die Weiterentwicklung der ITW-Programme und die anhaltenden Herausforderungen für die Branche.
Das QS-System richtet seinen Blick 2026 stärker auf Biosicherheit, Monitoring und Nachhaltigkeit. Betriebe müssen künftig eine individuelle Risikobewertung zur Biosicherheit vorlegen. Auch das Futtermittelmonitoring wird überarbeitet und der Fokus mehr auf Mykotoxine, antibiotisch wirksame Substanzen und Dioxine gelegt.
Für Mastrinder wird die Datenerfassung beim Antibiotikamonitoring weiter automatisiert und vereinheitlicht. Die Teilnahme ist seit 2023 verpflichtend. Seit Juli 2025 überprüft QS, ob alle Betriebe ihre Stammdaten, insbesondere Tierplätze und die betreuende Tierarztpraxis, vollständig in der Datenbank hinterlegt haben. Ab 1. August 2026 erfolgt die automatische Kontrolle der Monitoringdaten. Fehlen Belegdaten oder Nullmeldungen, entzieht das System dem Betrieb automatisch die Lieferberechtigung. Eine nachträgliche Datenmeldung hebt die Sperre wieder auf. Damit schafft QS für die Rindermast ein digitales, transparentes Verfahren zur Erfassung des Antibiotikaeinsatzes.
Im Projekt Tiergesundheitsberatung zeigen erste Auswertungen positive Effekte gezielter Beratung. Rund 400 Betriebe wurden bisher erfasst, 260 auditiert. Das QS-System arbeitet an einer Optimierung der Datenbank und der Kommunikation zwischen Betrieben, Tierärzten und Beratern. Mit der neuen QS-Klimaplattform Fleisch können Tierhalter seit Herbst 2025 ihre CO₂-Emissionen freiwillig und einheitlich erfassen. Das System schafft Vergleichbarkeit und unterstützt die Betriebe bei der Weiterentwicklung ihrer Klimabilanz.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Tränkwasserqualität. Prof. Dr. Marc Boelhauve (FH Südwestfalen) betonte, dass schlechte Wasserhygiene häufig Ursache für Leistungs- und Gesundheitsprobleme ist. Regelmäßige Kontrollen und eine konsequente Reinigung der Leitungen seien unerlässlich.
Die Initiative Tierwohl wird sich ab 2026 weiterentwickeln und neue Angebote für die Haltungsformen 3 und 4 schaffen. Zunächst betrifft dies die Schweinemast, Hähnchenmast und Putenmast, zeitnah soll die Rindermast folgen. Damit entsteht eine Alternative für Programme, die infolge der europäischen EmpCo-Richtlinie nicht weitergeführt werden können.
Roger Fechler (DVB) machte deutlich, dass die Tierhaltung in Deutschland vor einem tiefgreifenden Wandel steht. Steigende Kosten, Bürokratie und fehlende Planungssicherheit bremsen den Umbau. QS und ITW reagieren mit praxisnahen Anpassungen, nun ist die Politik gefordert, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
Das Bündlertreffen zeigte, wie intensiv QS und ITW an praxisorientierten Lösungen für die Zukunft der Tierhaltung arbeiten. Neben den fachlichen Inhalten stand der persönliche Austausch im Mittelpunkt. Der offene Dialog zwischen Bündlern, Systempartnern und Verbänden bleibt entscheidend, um die anstehenden Veränderungen gemeinsam und konstruktiv zu gestalten.